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Antonio Caputo - 2010

Gianni Moneta - 1993

Heinz von Cramer - 2000

Lothar Fischer - 2010

Paolo Rizzi - 1990

Pubblio Dal Soglio - 1987

Toni Kienlechner - 1977

Toni Kienlechner - 1986

Testimonianze visitatori - 1990

Testimonianze visitatori - 1991

Wolfgang Sauré - 2000

Paolo Rizzi hat 1990 über ihn geschrieben

"Alles, was ich gesehen habe, habe ich gezeichnet," schrieb Goethe während seiner Reise in Italien. So sehr waren seine gewohnten Sehweisen durchbrochen und ein großes Verlangen entstanden, die neuen Erfahrungen unbedingt festzuhalten. Ähnlich muss es Heinz J.Düll ergangen sein. Der in Tschechien geborene, in Deutschland ausgebildete und von humanistischer Neugierde getriebene Maler hat sich so sehr in die Landschaft um Rom verliebt, dass es ihn für immer dorthin verschlug. Auf den Spuren vieler nordischer Kulturreisenden begab er sich gleichsam auf die Suche nach dem klassizistisch und mythologisch geprägten Italien. Mit der Zeit lässt sich deutlich erkennen, was Düll von anderen unterscheidet: die Begabung, seine nordische Sehensweise (ich würde sie als "gotisch" bezeichnen) auf die italienische Landschaft zu übertragen.

Die Linie bleibt klar vorrangig; auch wenn er in den Vordergrund gerückte Gegenstände zeichnerisch erfasst, folgt sie seinem brüsken Impetus, seiner expressiven Kraft. Hinter ihr verbirgt sich sein nordisches Wesen. Ebenso im Umgang mit der Farbe. Er bevorzugt laute Töne, die sich durch feine Tiefenabstufungen quasi in Luftstaub auflösen und so den Eindruck von endloser Weite erwecken. Die Komposition ist von einer Art symbolistischem "Gärungsprozess" durchzogen: in den Stillleben, den Landschaftsmalereien und den allegorischen figürlichen Darstellungen. Manchmal lassen sich auch übertriebene Anspielungen, Zweideutigkeiten oder sogar Anthromorphismen beobachten. Gotisches Erbe und leonardeske Innovationen verschmelzen derart, dass sich zwei augenscheinlich unterschiedliche Kulturen wie die deutsche Gotik und die italienische Renaissance fast bis an die Grenze ihrer Differenzierbarkeit verfangen und ineinander übergreifen.

All dies führt zu einem gewissen Unbehagen, einer Art psychologischer Verwirrung. Als ob das Sublime der Romantik sich bis ins Unermessliche steigern und dabei seltsame Formen und Deutungen der Imagination annehmen würde. Künstlerische Zitate, wie zum Beispiel die "Heilige Theresa" von Bernini oder die Felsenskulpturen von Bomarzo, werden mit geheimnisvollen Anspielungen beladen, die entweder auf spiritualistischen oder auf erotischen Ursprung rückzuführen sind. Diese Art der Wahrnehmung entspricht dem kulturellen Dualismus des ästhetischen Empfindens von Heinz Düll. "Mutatis mutandis", geht er wie Dürer vor, der für sich die Klassik Italiens entdeckte und doch im Geist der deutschen Gotik verhaftet blieb. Selbstverständlich bezieht Düll die folgenden kulturellen Entwicklungen mit ein, allen voran den Manierismus. Ohne Scheu wagt er es, auch an den gefahrvollen Küsten des Surrealismus zu segeln. Eine abenteuerliche Reise, die der Steuermann mit geübter Geschicklichkeit zu meistem versteht, wobei er erfolgreich den Verführungen der zahlreichen Sirenen widersteht.

Trotz der kulturhistorischen "Schleier" entstehen Zeichnungen und Malereien mit ausgeprägter eigener Handschrift und Autonomie, für die eine immerzu vibrierende Expressivität charakteristisch bleibt. Man kann besonderen Gefallen an den Veduten finden, die das Atmosphärische als romantisches Element zitieren und das Zeichen unverwechselbar ungestüm bleibt. Oder auch an den Aquarellen, wo Bildgegenstände wie der Hintergrund von Orvieto, die Umrisse vom Bolsena See oder gar die Linien eines seltsamen Frauenlächelns bis zu ihrer Verzerrung dargestellt sind und das Aufbrausen der Psyche, das Magma der Psyche widerspiegeln. Diese Täuschungen sind es, die verzaubern. Die erstaunliche Magie eines Nordländers, der uns den Blick auf die Landschaft und Kultur Italiens erweitert. Alles erhält eine schwebende Dimension, einen Drang zur Verschmelzung der Gefühle, zum Traumbild. Die Vision wird zum Traum: Flucht in eine Utopie, die den Geist zugleich aufrührt und berauscht.
Venedig, im April 1990


Übersetzung: Gudrun Leyendecker
muenchen@duellmemorial.com